„Weißt du noch, früher …?“ – Schon bei dem Wort „früher“ begannen vor noch gar nicht langer Zeit meine Kinder mit den Augen zu rollen. So nach dem Motto „Oh, die schon wieder…“ Schon der Beginn meines Satzes rang ihnen ein inneres Stöhnen ab.
Warum war das so? Sie liebten es doch, wenn ich Geschichten von früher, also Geschichten aus ihrer Kindheit oder aus meiner Kindheit erzählte.
Jetzt habe ich das Rätsel geknackt.
Wieder einmal saßen wir in einer großen Runde gemütlich um den Familientisch versammelt. Nachdem alle Neuigkeiten ausgetauscht waren, fingen die jungen Leute plötzlich an, von früher zu erzählen.
„Weißt du noch, als ich zur Schule kam, war in dem Geschäft neben der Schule noch eine Bank und da wo jetzt der Penny steht, befand sich ein Cosy-Markt. Der ist dann abgebrannt…“, erzählte Lisa, die Freundin meiner Tochter.
„Jetzt fangen wir auch schon an, von früher zu reden!“, lachte meine Tochter und amüsierte sich köstlich.
„Ja, jetzt können wir auch endlich von früher erzählen“, stimmte ihre Freundin ihr zu. „Früher gab es für uns einfach noch kein ‚früher’“, lachte sie und die anderen jungen Leute am Tisch nickten.
Für Kinder oder Jugendlicher existiert kein eigenes ‚Früher‘. Sie müssen erst ein wenig älter werden, damit das Wort ‚früher‘ auch für sie Sinn ergibt.