Heute morgen ist es mir wieder passiert. Tatzeit: beim Frühstück. Ort: Terrasse. Opfer: der Mann an meiner Seite
Doch jetzt weiß ich wenigstens, wie dieses verwerfliche Verhalten heißt: Phubben
Phubbing ist mittlerweile so gegenwärtig, dass wir unser Verhalten kaum noch hinterfragen. Wir reagieren automatisch, wie fremdgesteuert.
Der englische Begriff Phubben ist zusammengesetzt aus den Wörtern phone und to snub und bedeutet, jemanden im übertragenen Sinn mit dem Smartphone vor den Kopf stoßen. Wer phubbt ignoriert sein Gegenüber zugunsten seines Smartphones – sei es für einen kurzen, flüchtigen Blick, wie das Checken des Kalenders, oder durch ein längeres Aussteigen aus dem Gespräch und dem Geschehen um sich herum, wie Mail beantworten oder auf eine WhatsApp-Nachricht reagieren.
Zu diesem Verhalten gibt es inzwischen Studien. Beispielsweise stellen amerikanische und chinesische Studien fest: “Elterliches Phubbing kann dazu führen, dass sich Kinder sozial von ihren Eltern entfremdet fühlen.” Wissen die heutigen Eltern das?
Mich persönlich stört es mehr, wenn ich mich in einer Gesprächssituation plötzlich nicht mehr wahrgenommen fühle, weil mein Gegenüber nebenbei mal kurz seinen Nachrichteneingang checken muss. Es erzeugt bei mir ein ungutes Bauchgefühl. Ich gehe auf Distanz.
Sind wir auf dem guten Weg zur Verkümmerung des sozialen Miteinanders infolge unseres Umgangs mit Social Media und dem Internet? Ich hoffe nicht.
Und nun ertappe ich mich selbst als Täterin. Wie gut, denke ich, denn nur wenn wir wissen, was wir tun, können wir unser Verhalten ändern. Eine der menschlichen Charakterstärken ist, dass wir unser eigenes Verhalten kontrollieren können. Außer in ganz wenigen Situationen können wir bestimmen, wie wir uns verhalten. Hinzukommt, falsches Verhalten können wir uns abtrainieren und positive Verhaltensweisen können wir trainieren. Ich jedenfalls, will mich nicht so verhalten, dass ich die Menschen an meiner Seite brüskiere. Mir ist mein Gegenüber wichtig. Deshalb hat mein Mobiltelefon ab heute bis nach dem Frühstück arbeitsfrei.
Es ist schon erstaunlich, wie fremdbestimmt wir sind, ohne es zu bemerken.