Vor einigen Tagen stieß ich auf einen Zeitungsartikel, in dem es um den Einfluss von Trendwörtern auf unsere Wahrnehmung und damit auch auf unsere Einschätzung der Zukunft ging.
Trendwörter bewirken, dass wir auf gewisse Dinge mehr als auf andere schauen, unseren Wahrnehmungsbias also auf diesen Trend richten. Das Trendwort dieses Jahres ist “Digitalisierung”. Zurzeit rutscht deshalb alles was mit diesem Wort verbunden ist, ins Zentrum unserer Wahrnehmung. Dabei gibt es dieses Wort schon seit Jahrzehnten.
Vor einigen Jahren hieß das Trendwort “Nachhaltigkeit”. Durch Trendwörter entstehen automatisch Bilder im Kopf, die uns etwas suggerieren. Und weil diese Worte so omnipräsent sind, vergessen wir, sie zu hinterfragen. Das Wort “Digitalisierung” vermittelt uns zum Beispiel das Gefühl: “alles wird einfacher, alles wird schneller”, obwohl die Folgen des Digitalen Wandels noch lange nicht abzuschätzen sind.
Weil diese Worte ständig da sind, nehmen wir an, dass der suggerierte Inhalt wahr ist. Deshalb vergessen wir, die Inhalte zu hinterfragen, das Worte bleibt unreflektiert.
Mich erinnerte der Zeitungsartikel an meine Warnung vor “Gedankenviren” in dem Buch “LERNEN ist ERINNERN”. Eine Behauptung hat sich in unserer Gedankenwelt eingenistet und so verselbstständigt, dass niemand mehr hinterfragt, ob diese Behauptung überhaupt der Wahrheit entspricht (z. B. Frauen fahren schlechter Auto als Männer). Weil sich dieser Satz in unserem Wissensschatz eingenistet hat und nun ähnlich wie ein Virus beim Computer sein Unwesen treibt, gehen wir ganz selbstverständlich davon aus: “Es ist so!” und das obwohl wissenschaftliche Untersuchungen, dieses Statement bereits mehrfach widerlegt haben.
Mich hat der Gedanke, dass Trendwörter aktiv dazu beitragen, unsere Wahrnehmung zu beeinflussen und zu verändern, erschreckt. Wie geht es Dir mit diesem Gedanken?
Und was ist nun mit der “Digitalisierung”? Schneller? Ja, mag sein. Doch einfacher? Naja …