Das ländliche Volksschulwesen im Landkreis Gifhorn

So ist das manchmal. Beim Aufräumen findet man Dinge, an die man längst nicht mehr gedacht hat. Ich bin auf die Kopie eines Artikels aus dem Gifhorner Kreiskalender aus den 60er Jahren gestoßen. Titel: “Ein Bericht zum ländlichen Volksschulwesen im Landkreis Gifhorn” – Thema: Auflösung der Dorfschulen und die Einrichtung von Dörfer-Gemeinschaftsschulen.

Auch ich habe meine ersten Schuljahre in so einer Dorfschule verbracht.

Wir hatten einen Lehrer, der alle neun Klassen in einem Raum unterrichtete. Während dieser Zeit gab es einen Lehrerwechsel. Den ersten Lehrer habe ich geliebt. Leider heiratete er dann und zog weg. Die Lehrerin, die uns dann unterrichtete, war ein Drachen. Zum Glück wurden wir dann in eine Dörfer-Gemeinschaftsschule umgeschult und durften jeden Tag mit dem Bus fahren. Das war damals in den 60er Jahren in Schleswig-Holstein.

Doch jetzt zum Artikel. Dr. Ulrich Roshop beschreibt in seinem Artikel aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts die Argumente, warum die Dorfschulen (Landschule) durch Dörfer-Gemeinschaftsschulen (Mittelschule) abgelöst werden sollten.

Gründe:  Jede Jahrgangsstufe bekommt einen eigenen Klassenraum, für bestimmte Unterrichtsfächer stehen Fachlehrer zur  Verfügung, es gibt eigene  Unterrichtsräume für Physik, Werken, Schulküche und Turnhalle. Nur so könne man eine Ausweitung der notgedrungen vernachlässigten Unterrichtsfächer ermöglichen! Ganz wichtig: Durch diese Maßnahme könne endlich der Ungleichheit der Bildungsmöglichkeiten zwischen Stadt- und Landkindern ein Ende gesetzt werden.

Man bedenke, in den 60er kam dieser Wandel einer Revolution des Schulsystems auf dem Lande gleich. Eine völlig neue Strukturierung der Schulen war erforderlich, mit Neubau von Döfer-Gemeinschaftsschulen und Auflösung der Dorfschulen. Lehrer, die bisher alleinige Respektsperson in ihrer Schule waren, bekamen Kollegen und wurden Teil eines Teams. Nicht jeder war mit diesen Veränderungen einverstanden. Trotzdem waren sie notwendig, denn der technische Fortschritt war in Fahrt gekommen und die Gesellschaft hatte sich verändert, also musste sich auch das Bildungssystem anpassen.

„Unsere Kinder werden uns eines Tages dafür verantwortlich machen,
wenn wir ihnen keine zeitgemäße Schule geben,
die so gut ist, wie es die Schule der Väter zu ihrer Zeit war.
Sie wachsen in eine andere Welt hinein, die völlig andere Anforderungen an sie stellt.“

Schulrat Dr. Ulrich Roshop

Die heutige Zeit stellt hohe Anforderungen und Herausforderungen an das System Schule. Wir leben in einer dynamischen Zeit, in der ein Umdenken unbedingt erforderlich ist! Die Zeichen dafür, dass eine Analyse des Bisherigen, ein Neu- und Umdenken und schließlich eine Neustrukturierung, erforderlich werden, sind überall sichtbar. Vielleicht ist es an der Zeit, Schule wieder einmal neu zu denken. Vor 60 Jahren haben sie dieses Thema angepackt, auch wenn es für die Landbevölkerung viele Veränderungen mit sich brachte. Heute vermisst keiner mehr die kleinen Dorfschulen. Im Gegenteil, wir sind froh, dass das Stadt-Land-Bildungs-Gefälle kein Thema mehr ist.

Ich denke, was damals möglich war, das schaffen wir auch heute.


Wie du weißt, habe ich mir schon viele Gedanken über das Thema LERNEN gemacht, habe viele Infos gesammelt und Erfahrungen aufgeschrieben.

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