Frankfurter Buchmesse 2017

Am Samstag, den 14. Oktober 2017 habe ich die Frankfurter Buchmesse 2017 besucht. Ein herzliches Dankeschön an die Buchhandlung Graff, die diese Fahrt organisiert hat.

Ein Messebesuch kann so oder so verlaufen. Ich habe da schon viele Varianten kennengelernt. Und in diesem Jahr?

Wir starten um 6.00 Uhr früh auf dem Busbahnhof in Braunschweig. Es ist noch dunkel. Im Bus Menschen, die eines verbindet – Sie lieben Bücher.

Was erwarte ich von diesem Tag? Jede Autorin sollte doch mindestens 1000 Vorhaben auf ihrer ToDo-Liste haben, wenn sie zur Buchmesse fährt. Auf meinem Zettel stehen nur fünf. Stände, die ich besuchen und einige Fragen, die ich beantwortet haben möchte.

Nach vier Stunden Fahrt sind wir endlich da. Als der Bus seine Fahrgäste vor der Halle 10 ausspeit, habe ich das Gefühl sofort wieder umkehren zu müssen. Tausende Menschen drängen Richtung Eingang – Ich mitten drin. Ein magischer Sog zieht mich durch die Personenkontrolle hin zur Kasse. Endlich drin!

Um mich herum Menschen, Menschen, Menschen, wie bunte Eyecatcher hineingetupft, einige in zauberhafte Kostüme gekleidet. Figuren aus bekannten Rollenspielen, hübsch herausgeputzt, vielfältig – einfach nett. Nach einer langen Wanderung durch die Hallen und Gänge betrete ich endlich Halle 3.

Und als hätte sie auf mich gewartet, steht sie plötzlich vor mir: meine innere Abenteurerin. Während ich die kunstvoll gestalteten Stände voller Bücher betrachte, verwandle ich mich. Es ist wie das Abstreifen einer Haut. Meine Alltagspersönlichkeit tritt zurück und es entsteht Raum für neue Eindrücke. Immer noch bin ich allein. Doch nun bin ICH allein mit MIR. Das ist ein großer Unterschied. Alle Fragen und Vorhaben werden plötzlich unwichtig. Meine Augen fangen an zu leuchten und ich beginne durch die Hallen voller Menschen zu streifen, wohl wissend, hier tut sich eine unbekannte Welt auf, in der es wunderbare Dinge zu entdecken gibt. Ein Welt, die, wenn ich als Autorin unterwegs wäre, nie kennenlernen würde.

In einer Ecke der Halle findet eine Lesung statt. Thema: Die Suche nach dem Glück. Wie passend. Ich lausche, doch schon bin ich gelangweilt und es zieht mich weiter. Wunderschöne Fotobücher erlauben mir in die Welt der Architektur und der Naturwunder einzutauchen. Zärtlich streichle ich kostbare Folianten, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Dann wieder bewundere ich liebevoll gestalteten Cover von Kinderbüchern. Kurz denke ich daran, dass ich das Kinderbuch “Interview mit Emely” einschließlich der Projektbeschreibung dabei habe. Doch was würde es mir bringen, jetzt einen Ansprechpartner für das Projekt zu suchen? Nur die Unterbrechung meiner wunderbaren Reise.

Ich lande in der Selfpublisher-Area, verfolge ein Interview mit den Preisträgern des diesjährigen Selfpublisher-Preises, lerne worauf man bei einem Imagefilm achten sollte und lache mich schlapp, als einige junge Autoren aus ihren Comic-Büchern lesen.

Nach einem Kaffee und einem anregenden Gespräch mit einer Unbekannten besuche ich den Stand der Illustratoren. Schelmisch versuche ich einige Informationen zu bekommen und merke, alte Menschen kommen in der Comic-Welt dieser Jungautoren nicht vor. Sie leben in ihrer eigenen Blase. Wie schade …

Wenn ich mit mir allein unterwegs bin, freue ich mich über jede Begegnung, lasse mich ziehen, dann wieder treiben. Ich nasche von den literatischen Köstlichkeiten, versetze mich mittels Bilder in fremde Welten, lande dann wieder sanft in der Realität und fange an zu philosophieren, zum Beispiel in dem ich mich frage, ob virtuelle Bücher nicht bestimmte Gehirnregionen im Menschen so verändern, dass die Grenze zwischen Realität und Virtualität verschwimmt.

Erschöpft suche ich mir nach dieser Expedition ins Land der Bücher eine ruhige Ecke mit einer Bank, lasse die Eindrücke noch einmal an mir vorbeiziehen. Welch ein wunderschöner Tag.

Zurück im Bus, mit einer Papiertüte voller Infomaterial, hat sich die Abenteuerin in mir längst verabschiedet. Mir tun die Füße weh und ich bin erschöpft. Wieder taucht in mir die Frage auf: “Was mache ich eigentlich hier? Diese vielen Menschen. Das ist doch nun wirklich nicht mein Ding!” Kaum habe ich beschlossen, im nächsten Jahr auf keinen Fall zur Buchmesse zu fahren, nehme ich sie wieder wahr, denn sie  zwinkert mir zu, flüstert: “Schau auf deine Liste!” und ich stelle fest, auf alle meine Fragen habe ich eine Antwort gefunden. Und die Stände, die auf meiner Liste stehen, habe ich ebenfalls besucht.

Dann muss ich grinsen, weil ich denke: “Und Emely war auch schon auf der Buchmesse und das vielleicht nicht das letzte Mal!”