Autorin
Inge Schlüter gehört mit zum Organisationsteam des Autorentages.
Es folgt ein Interview mit Inge zum Thema “Andere Wege gehen”.
Mehr zu der Autorin: www.inge-schlueter.de
Das Interview:
Inge, du bist im Land der Großen Wasser (Schleswig-Holstein) in einer traditionell dörflichen Lebenssituation aufgewachsen. Ist es vor diesem Hintergrund schwer plötzlich Autorin zu sein?
Ich denke, es ist sehr oft das, was man draus macht. Mir sind Reaktionen und Feedbacks nicht egal. Trotzdem besitze ich zum Glück die Fähigkeit, mich dadurch nicht von meinem Weg abbringen zu lassen und auch bei Gegenwind behalte ich mein Ziel im Blick. Meine Mutter hatte mir kurz vor der Veröffentlichung meines ersten Buches einen Brief geschrieben, in dem sie sorgevoll auf die möglichen Reaktionen in der Gemeinde hinwies. Ich sagte ihr: „Liebe Mutti, es gibt eine Welt außerhalb dieser Gemeinde!“
Um deine Frage konkret zu beantworten – ich fang ja schon an wie ein Politiker, wo man sich hinterher auch oft fragt, ob er die Frage nun beantwortet hat, oder nicht – : Nein, ich finde es nicht schwer hier auch Autorin zu sein.
Wie viele Bücher gibt es inzwischen von dir und warum hast du dich entschlossen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?
Es gibt inzwischen zwei Bücher aus der Reihe (*lach*) – spricht man überhaupt bei zwei schon von einer Reihe? Richtig muss es wohl heißen, es gibt inzwischen das Bücherpaar BIEP FIMILIM. Das erste trägt den Untertitel „Partnerlos mit Kind, na und!“ und das zweite „Ein Leben ohne Abi und Entenbraten“. In beiden liest man kurzweilige Geschichten aus dem Leben der alleinerziehenden Inge Schlüter. Mal schreibt mehr die Mutter in mir, aber auch mal die Frau, die man im Idealfall trotz Kinder auch immer noch ist! (*schmunzel*)
Ich habe mich nach einer kurzen, frustrierten Auseinandersetzung mit dem Phänomen ‚klassischer Publikumsverlag’ entschieden, meine Bücher selbst auf die Welt zu bringen. Der Hauptgrund lag einfach darin, dass ich die Bücher nach meinen Vorstellungen und auch zeitnah veröffentlichen wollte. Ich denke, es steckt auch eine Philosophie dahinter: möchte ich es so verwirklichen, wie ich es will oder bin ich bereit, es noch vor Veröffentlichung aus der Hand geben? Das muss jeder für sich entscheiden. Ich gönne mir den Luxus, es nach meinen Vorstellungen zu machen!
Deine Bücher schildern auf humorvolle Weise das Leben einer alleinerziehenden Mutter mit zwei heranwachsenden Kindern. Gleichzeitig bist du berufstätig, Kolumnenschreiberin und Radioreporterin. Du bist es also gewohnt, andere Wege zu gehen. Wird einen so viel Kraft in die Wiege gelegt oder kann man sie trainieren?
Ich weiß gar nicht, ob ich andere Wege gehe? Ich denke, ich gehe meinen Weg. Und wo der hinführt, merke ich manchmal erst beim Gehen. Das Spannende ist, ich weiß heute noch nicht, wo ich übermorgen bin. Wobei ich die Größe der Schritte nicht wichtig finde, lediglich die Richtung sollte stimmen (*schmunzel*) Ich vertrau darauf, dass es in eine Richtung gehen wird, die mir entspricht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob mir Kraft in die Wiege gelegt wurde oder ob ich sie trainiere. Die Kraft ist vielleicht nur eine Einstellungssache? Ich habe das Glück, dass ich sehr positiv in die Welt blicke. Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch mal Rotz und Wasser weine. Und was mich überkommt, wenn mich erst die Wechseljahre zufassen haben, kann ich auch noch nicht abschätzen. (*lach*). Und zum Trainieren kann ich nur sagen: ich denke, dass diese Einstellung, die Kraft heißen könnte, auch mit einem immer wieder kehrenden ‚Arbeiten’ an und mit sich zu tun hat.
Mit welchen Schwierigkeiten hat man als Autorin zu rechnen und wie geht man am besten damit um?
Die größte Schwierigkeit für mich als Autorin sehe ich darin, der Welt mitzuteilen, dass es meine Bücher und meine Kolumnen gibt und dass sie gelesen werden möchten. Dieses ist mit Zeit und Geld verbunden und beides steht mir – nicht zuletzt wegen des partnerlosen Mutterseins – nicht unbegrenzt zur Verfügung. Aber auch hier verfüge ich wieder über einen Luxus: niemand hetzt mich. Ich denke, diese Schwierigkeit lässt sich am besten ‚gemeinsam’ bewältigen. Z.B. stelle ich in unserer Radiosendung gern mal einen Autor oder eine Autorin samt Buch vor, wobei ich ganz bewusst nach Schreiberlingen Ausschau halte, die ihr Buch ohne klassischen Publikumsverlag veröffentlicht haben. Unser Bürgerradio hat natürlich andere Zuhörerzahlen als der NDR oder so, aber wie sagt man bei uns so schön: „Kleinvieh macht auch Mist!“
Brauchen Indie-Autoren Netzwerke?
Davon abgesehen, dass wir Indie-Autoren eigentlich auch nur Luft und Liebe brauchen ist man, denke ich, heutzutage gut beraten, wenn man sich im Netz mit seinen Werken präsentiert. Ich sehe das Netz als hilfreiche Unterstützung, wobei ich zugeben muss, dass ich mich ein bisschen schwer tue, viel Zeit am PC zu verbringen. Ich bin mir sicher, dass ich selbst noch ein großes Potenzial ungenutzt lasse bisher. Aber auch hier gilt für mich: Der ‚Netzwerkeinsatz’ sollte mit meiner Vorstellung und mit meiner Einsatzbereitschaft stimmig sein und nicht mit der, was der Mainstream als wichtig und richtig vorgibt!
Danke für das Interview!