Das Ohr

SchreibMal heißt unser Frauennachmittag.  Meine Freundin malt und ich schreibe. Ich genieße diese Nachmittage sehr, denn es entstehen die schönsten Texte und Bilder. Im Moment arbeiten wir gemeinsam an dem Thema: das ICH.

An solch einem spannenden Nachmittag ist folgendes Gedicht entstanden:

Das Ohr

Es war einmal ein Ohr,
das trug Trauerflor.
Es hörte und hörte nicht,
verstand nicht was der Mensch da spricht.

Der Alltag zog wie im Film vorbei.
Ja, draußen, da geschah so allerlei.
Im Inneren waren die Gefühle erstarrt –
ein dunkles Etwas auf Befreiung harrt.

Trauer und Wut, verwoben zu einer Masse,
auf das der Mensch sie endlich in Worte fasse.
Doch da waren der Worte keine.
Drum fühlt sich das Herz einsam und alleine.

Im Inneren nur ein einziger schriller Schrei,
bringt den Menschen fast zur Raserei.
Doch ein Schrei hat im Alltag nichts verloren.
Drum hockt er jetzt als Schleier auf den Ohren.

Telse Maria Kähler