Beschäftigungsperspektiven im Wandel

Eine Institution, die mein Berufsleben schon seit über 20 Jahren begleitet hat, feierte am 15. November 2018 ihr 25-jähriges Bestehen. Die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft Wolfsburg – Gifhorn – Helmstedt hatte unter dem Motto “Beschäftigungsperspektiven im Wandel” zum Expertenforum Personal Wolfsburg in den Gartensaal Schloss Wolfsburg geladen.

Es war jedoch nicht das schöne Ambiente des Gartensaals, auf das ich mich freute, sondern ich war sehr gespannt auf die Vorträge.

Rückblick und Ausblick – Die Grußworte von Katja Taranczewski, Referatsleiterin Frauen und Erwerbstätigkeit des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Hannover, Bärbel Weist, Bürgermeisterin Stadt Wolfsburg und Oliver Syring, Wolfsburg AG, nahmen uns Gäste mit auf eine Zeitreise.

Die Koordinierungsstellen Frau und Wirtschaft wurden 1991 als Modellprojekt des Landes Niedersachsen initiiert. Die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft Wolfsburg begann ihre Arbeit unter der Trägerschaft von Arbeit und Leben: Heute hat die Wolfsburg AG die Trägerschaft übernommen.

Beruflicher Perspektivwechsel benötigt fachkompetente Beratung und Begleitung auf Augenhöhe. Viele berufliche Karrieren erhalten durch die Familienphasen einen Knick. Man verlässt sein Unternehmen, um sich für eine Zeit der Familie zu widmen, und wenn die Berufsrückkehr ansteht, stellt man fest, die Türen sind verschlossen. Wie geht es jetzt weiter? Umdenken, querdenken und weiterbilden…

Manchmal, so wie in meinem Fall, will man aber auch nicht länger im Alten verharren und sucht nach neuen Herausforderungen. Meine Perspektiven schienen durch den Umzug aus der Universitätsstadt Braunschweig mit ihren vielen Möglichkeiten aufs Dorf abhandengekommen zu sein. Ich stand vor den Fragen: Was jetzt und was kann ich tun?

Durch die Koordinierungsstelle lernte ich Wolfsburg kennen. Wolfsburg Ende des zwanzigsten Jahrhunderts war noch lange nicht so spannend, inspirativ und modern aufgestellt wie heute. Aber alles prickelte vor Aufbruchsstimmung…

Ich studierte an der Ostfalia “Informatik für Frauen” – Ein Angebot der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft in Zusammenarbeit mit der Ostfalia. Und ein Glücksfall für mich. Endlich eine Weiterqualifikation als Studium, die ich souverän mit meinen Aufgaben als Familienmanagerin verbinden konnte. Softwareentwicklung und die Gründung meiner Internetagentur – Das Studium bot mir ein solides Fundament mit Langzeitwirkung.

Ich habe schon etliche gesellschaftliche Veränderungen durchwandert, die sich prägend auf die Berufsperspektiven von Frauen ausgewirkt haben. Durch meine Arbeit als Webdesignerin, die sich von Anfang an auch um die Belange kleinerer Betriebe und Freiberufler gekümmert hat, lernte ich Frauen kennen, die entlassen wurden, weil sie allein durch ihr Alter im Unternehmen überflüssig geworden waren. Welch ein verschenktes Potential für die Wirtschaft. Die Frauen aber, zunächst enttäuscht von einer Wirtschaftskultur, die sie einfach ausspuckte, ließen sich nicht unterkriegen. Sie planten eine neue Berufskarriere, oft mit der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft als verläßlichen Partner an ihrer Seite.

Das enorme Potential und der damit verbundene Synergieeffekt dieser Leistung läßt sich erst im Rückblick erkennen. Aus den unabhängigen Beratungen, angepasst auf die individuellen, beruflichen Bedürfnissen der einzelnen Frau, verbunden mit zukunftsweisenden Impulsen, entstanden Selbstbewusstsein, Schaffenskraft und neue berufliche Perspektiven. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön für Eure Arbeit!

Von Beginn an hatte die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft ein gutes Gespür für die zu erwartenden Herausforderungen im Erwerbsleben. Pflege im Alter, um nur ein Beispiel zu nennen. In diesem Jahr standen die Themen “Digitalisierung und Diversität” im Mittelpunkt.

Wieder war es ein sehr spannender Nachmittag. Zum Beispiel lernte ich die Arbeit der Deutsch-Schwedischen AllBright Stiftung kennen und erfuhr, dass es am 1. September 2018 in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen 641 Männer und nur 56 Frauen gab. Nur wenigen Börsenunternehmen gelingt Vielfalt in der Führungsebene. Es gibt immer noch Unternehmen, bei denen es keine einzige Frau im Vorstand gibt. Auf dieser schwarzen Liste findet man Unternehmen, wie Fielmann, Metro, Rhön-Klinikum, RWE und Zalando, um nur einige zu nennen.

Die Veröffentlichung der Zahlen der AllBright Stiftung machen deutlich, wieviel Gestaltungsspielraum es noch für uns Frauen gibt. Wenn man uns lässt!

Eine weitere Frage taucht auf: Will ich wirklich Kunde bei einem Unternehmen sein, bei dem es keine Frauen im Vorstand gibt? Oder mit anderen Worten, in dem die Weisheit, Klugheit und das Können der Frauen nicht gefördert, wenn nicht sogar ignoriert wird?

Mehr erfahren:

www.frauundwirtschaft.de

www.allbright-stiftung.de