Fischadler, Kraniche, Falken und Co. – Vogelbeobachtung

Birding – Vogelbeobachtung – ist ein Trend, der auch Städtern einen Weg zurück zur Natur eröffnet. Auch ich finde dieses Thema faszinierend. Allerdings konnte ich mich bisher noch nicht dazu durchringen, morgens um 5 Uhr aufzustehen, um die Vögel zu beobachten, oder stundenlang auf Lauer zu liegen, bis sich der gewünschte Vogel endlich zeigt.

Da kam mir die Vogel-Rad-Wanderung des Fremdenverkehrsvereins Tankumsee Samtgemeinde Isenbüttel e.V. gerade recht. Unter fachgerechter Leitung bot sie die Möglichkeit etwas mehr über die heimische Vogelwelt zu erfahren.

Pünktlich um 10.00 Uhr starteten wir am 19.5.2019 bei schönstem Maiwetter am Rathaus Isenbüttel. Circa 30 Vogelbegeisterte hatten sich eingefunden, um an der Vogel-Radtour teilzunehmen. Geleitet wurde die Radtour von Lutz Bschlangaul von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch.

Die Vogel-Tour begann mit etwas Theorie, der Besichtigung eines Storchennestes und das Kennenlernen der Arbeit der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft. In der Sandstraße befindet sich auch die Werkstatt der Arbeitsgruppe. Fachkundig informierte Lutz Bschlangaul uns, welcher Nistkasten für welchen Vogel geeignet ist und welche Eigenheiten die  verschiedenen Vogelarten haben. Besonders fasziniert hat mich der Nistkasten für die Schleiereulen. Oder sollten wir vielleicht einen Nistkasten für Fledermäuse am Giebel unseres Hauses anbringen?

„Auch mit einem Fledermaus-Nistkasten kann ein Laie viel bewirken“, sagte Lutz und bestärkte damit meine Überlegungen. Auch Fledermäuse haben es in der heutigen Welt schwer, geeignete Nistplätze zu finden. Ich werde den Gedanken weiterverfolgen, denn im Sommer konnte ich schon des Öfteren durch den Garten fliegende Fledermäuse beobachten.

Genug der Theorie. Jetzt ging es per Rad erst einmal nach Calberlah und von dort aus am Elbeseitenkanal entlang Richtung Edesbüttel. Die ganze Zeit über kreiste ein Rotmilan-Pärchen über uns. Dieser schöne Greifvogel mit seinem gegabelten Schwanz hat mich schon immer begeistert. Er ist einer der wenigen Vögel, die ich an ihrem Ruf erkennen kann.

In Edesbüttel endet der Elbeseiten-Kanal und geht in den Mittellandkanal über. Diana Müller vom Fremdenverkehrsverein berichtete, dass der Elbeseiten-Kanal 115 km lang ist. Er wurde 1976 in Betrieb genommen und gehört zu den Bundeswasserstraßen.  Er ist eine wichtige Verkehrsachse für die Binnenschifffahrt in Deutschland. Nach diesem kurzen Info-Stopp fuhren wir weiter am Mittellandkanal entlang bis zur Schleuse Sülfeld.

Dort bogen wir ab, denn in unmittelbarer Nähe der Schleuse liegt das Naturschutzgebiet Ilkerbruch. Ilkerbruch ist ein etwa 125 ha großes Feuchtgebiet mit größeren Wasserflächen. Hier haben sich viele vor dem Aussterben bedrohte Vogel-, Amphibien- und Insektenarten angesiedelt. Wie der Barnbruch, liegt der Ilkerbruch im Aller-Urstromtal. Seit 1989 steht dieses Feuchtgebiet unter Naturschutz. Vogelbegeisterte finden hier Grau- und Silberreiher, aber auch Grau- und Nilgänse. Von der Aussichtsplattform am Ilkerbruchsee aus konnte ich an diesem schönen Sonntag vor allem Kraniche, Kormorane, Gänse und Schwäne beobachten.

Kraniche im Ilkerbruch

Kraniche im Ilkerbruch

Auf den angrenzenden Wiesen laufen Naturrinder. Sie dienen, wie die Konik-Wildpferde (Wir haben hier in der Nähe Wildpferde!) der Landschaftspflege.

Noch ein kurzer Stopp im Amphibien-Reservat, um Frosch, Molch und Co. zu besuchen. Ein ökologisches Gleichgewicht sorgt in diesem Reservat dafür, dass gewisse Insektenarten nicht überhandnehmen und eine Balance an Insekten und Amphibien gewahrt bleibt. Eine Unterwasserglaswand erlaubt einen Blick auf das Leben auf den Grund des Teiches.

Und schon ging es weiter. Auf der Fahrt zur K114 kamen wir an einem bewohnten Storchennest vorbei. Hier erfuhr ich, dass Störche ihren Nachwuchs in den ersten Tagen mit Regenwürmern und Raupen füttern. Erst danach werden die kleinen Störche mit Mäusen und anderen Spezialitäten verwöhnt.

Störche im Ilkerbruch

Bewohntes Storchennest im Ilkerbruch

Der Fahrradweg an K114 führte uns zum Vogelbeobachtungstand Ilkerbruch.

Ich hatte mir schon oft gewünscht, einen Adler in der freien Natur zu sehen. Zu meiner Freude erblickte ich vom Vogelbeobachtungsstand aus einen Fischadler beim Verspeisen eines Fisches. Cool.

Fischadler im Ilkerbruch

Fischadler im Ilkerbruch

Ein kleiner Snack, dann ging es weiter. Vom Ilkerbruch aus fuhren wir durch die Ilkerbruch-Siedlung Richtung Barnbruch. Der Barnbruch ist ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung.  Das Naturschutzgebiet ist bei Ornithologen ein beliebtes Ausflugsziel, denn neben dem Seeadler kann man hier den Brachvogel, Bussarde, Turmfalken und viele andere heimische Vogelarten finden.

Ein gutes Beispiel dafür, wie auch heute neue Naturschutzflächen geschaffen werden können, lernte ich kennen, als wir kurz links abbogen. Die Stadt Wolfsburg hatte hier ein als Ausgleichsfläche gestartetes Projekt zur Schaffung neuen Lebensraums geschaffen. Durch mein Fernglas beobachtete ich Enten, Gänse und Uferschwalben.

Weiter ging es, vom Ruf des Kuckucks begleitet, durch einen wunderschönen Laubwald Richtung Tankumsee.  Dort endete die Tour.

Um die Mittagszeit sind viele Vögel nicht zu sehen, denn Vögel sind hauptsächlich in den Morgen- und Abendstunden aktiv. Ein Birding-Freund kann also noch viel mehr erleben.

Unser Tourenleiter verabschiedete sich mit der Empfehlung, dass Vogelschutzgebiet ruhig häufiger zu besuchen.

Genau das habe ich jetzt auch vor. Mir hat diese Tour sehr gut gefallen. Ich war überrascht, wie vielfältig die Vogelwelt hier ganz in meiner Nähe ist.

Unterstützung beim Identifizieren der Vögel werde ich mir auch gönnen, denn dafür  gibt es inzwischen Apps fürs Smartphone.

Fazit:
Bisher gefällt mir Birding sehr gut.