Tankino freut sich auf Weihnachten

Anlässlich des “Lebendigen Adventskalenders” am letzten Freitag gab es eine Primäre.

Die Weihnachtsgeschichte “Tankino freut sich auf Weihnachten” wurde in diesem Jahr von Nancy Friedrichsen und ihrem Sohn gelesen.

Neugierig geworden?


Tankino freut sich auf Weihnachten

 

Was für ein gruseliges Wetter. Tankino saß vor seinem knallroten Wohnwagen auf dem Campingplatz am Tankumsee und starrte in den Nebel.

„Oh Manno, ist das eine dicke Suppe. Man kann kaum fünf Meter weit gucken“, seufzte er. „Bald ist Weihnachten! Für die Zweibeiner jedenfalls. Ob das auch für uns Drachen und die Tiere gilt?“

Frederike hatte ihm erzählt, dass sie sich sehr auf Weihnachten freut. „Dann gibt es viele Geschenke und wir sind alle zusammen. Oma und Opa kommen zu Besuch und Mama und Papa haben endlich mal Zeit. Am 2. Weihnachtstag fahren wir zu Tante Lieselotte. Dort feiern wir, spielen Brettspiele und machen einen langen Spaziergang. Oh, es wird bestimmt wieder sehr schön!“

Wie schade“, dachte Tankino. „Ich habe keine Tante Lieselotte. Ich will auch Geschenke bekommen! Und ich will auch etwas schenken!“ Doch was und wie?

Gerne hätte Tankino Hubert und Luise, die beiden alten Zweibeiner, die neben seiner Wohnkugel wohnten, gefragt. Doch Hubert und Luise waren in den Süden geflogen. Nein, nicht wie die Störche, die im September aufbrechen, um nach Afrika zu fliegen. Hubert hatte Rheuma. Deshalb tat ihm die feuchtkalte Luft des Winters am Tankumsee gar nicht gut. Mitte November packten die beiden Freunde von Tankino ihre Koffer und flogen mit einem Flugzeug von Hannover aus nach Teneriffa, um dort zu überwintern. Also doch fast wie die Störche, nur das sie ihre Koffer packten und ein Flugzeug nahmen, während die Störche sich nur in die Luft schwingen mussten, um aus eigener Kraft den langen Weg zu fliegen. Erst im Februar würden die beiden zurückkommen, um dann wieder in ihrem Wohnwagen am See zu leben.

Tankino beschloss, erst einmal seine tägliche Runde um den See zu fliegen. Dabei würde ihm schon etwas einfallen.

In der Nähe des Hauptstrandes stutzte er. Dieser große Baum stand doch gestern Morgen noch nicht hier. Und was war das? Lauter gelbe Sterne schmückten den großen Tannenbaum. Dazu leuchteten kleine Kerzen. Es sah wunderschön aus.

Das muss ich mir genauer ansehen!“, dachte Tankino. Er landete direkt neben dem Tannenbaum.

„Weltfrieden“ stand auf dem einen Stern, „Klimakrise verschwinde“ stand auf einem anderen. „Ich wünsche mir, dass mein Papa aus dem Krankenhaus kommt“ – „Wunschsternchen?“, flüsterte der kleine Drache andächtig. „Ein Lichterbaum voller Wunschsternchen?“

„Gesundheit für alle“ – Diesen Wunsch konnte Tankino natürlich nicht erfüllen. Doch vielleicht gab es noch andere Wünsche, vielleicht Wünsche von Kindern, denen er etwas schenken konnte? Der kleine Drache beschloss, sich zu verstecken, um zu beobachten, welches Kind welchen Stern an den Lichtbaum hängen würde.

Er brauchte nicht lange warten. Am späten Nachmittag, als es schon begann zu dämmern, kam ein kleines Mädchen mit einer blauen Wollmütze. Neben ihr ging eine alte Frau. Tankino kannte das Mädchen. Es wohnte in der Wohnsiedlung am See. Zielstrebig gingen die beiden auf den Baum zu.

„Soll ich den Stern für dich aufhängen oder willst du es selbst tun?“, fragte die Frau. Das kleine Mädchen hüpfte um den Baum herum. Dann blieb sie stehen und hängte vorsichtig ihren Stern in die grünen Zweige.

„Welchen Wunsch hast du denn auf den Stern geschrieben?“, wollte die Oma wissen.

„`Murle komm nach Hause`. Murle ist unsere Katze, weißt du. Sie ist weggelaufen. Ich vermisse sie so sehr!“, klagte das Mädchen mit der blauen Wollmütze. Traurig wischte es sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Sie kommt bestimmt bald heim! Vielleicht hat sie sich nur verlaufen“, tröste die alte Frau das Mädchen. „Schau mal wieviel Sterne hier schon hängen. Lauter Wunschsterne! Wie schön!“

Ein Geschenk ist doch, wenn man anderen eine Freude macht!“, dachte Tankino. Nachdenklich flog er zurück zum Campingplatz. Eine Katze war verlorengegangen. Ob das die graue Katze war, die er heute Morgen beobachtet hatte?

Ich hab da eine Idee!“, jauchzte er und begann die kleine Katze zu suchen.

Das Kätzchen hockte ängstlich bei den Mülltonnen und miaute jämmerlich.

„Bist du Murle?“, fragte Tankino. Als das Kätzchen ihn mit großen Augen ansah, flüsterte er ihm leise zu: „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bring dich jetzt nach Hause!“

Gesagt, getan. Er packte Murle unterm Bauch und flog mit ihr ins Wohngebiet. Vorsichtig setzte er das Kätzchen vor die Haustür des kleinen Mädchens. Der Drache wusste genau, wo die Kleine wohnte. Nachdem er geklingelt hatte, versteckte er sich hinter einem Busch.

Es dauerte nicht lange und die alte Frau öffnete die Tür. Irritiert sah sie sich um. Wer hatte denn da geklingelt? Niemand stand vor der Tür. Erst als Murle ins Haus springen wollte, bemerkte sie die kleine zerzauste Katze.

„Schau mal Lisa, wer nach Hause gekommen ist!“, rief sie und klatschte vor Freude in die Hände.

Was meint ihr, ob Lisa sich wohl über Tankinos Weihnachtsgeschenk gefreute hat?

 

Telse Maria Kähler

 


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