Eine riesengroße Seifenblase schwebte durch die Luft. Sie glitzerte in den schönsten Farben: blau, lila, gelb und grün. Eine leichte Windböe trieb sie erst nach rechts und dann nach links. Es sah aus, als würde sie nach einem Platz zum Landen suchen. Nach einer Weile setzte sich die große glitzernde Kugel ins Ufergras – und platzte.
„Mit genauso einem Raumschiff ist dein Ei hier gelandet“, sagte Flupps. Er blähte sich mächtig auf. So wichtig fühlte er sich.
Tankino, ein kleiner Drache mit einem lustigen Schnurrbart, und Flupps, ein giftgrüner Frosch, saßen zwei Meter neben der Absturzstelle auf einem Felsstein am Ufer des Tankumsees und hatten mit staunenden Augen die zarte Blase beobachtet.
„Das Raumschiff kam durch die Luft angeschwebt, setzte das Ei ab und verschwand“, flüsterte Flupps andächtig. Dabei sah er Tankino tief in die Augen.
„Woher kam das Raumschiff?“, fragte Tankino. Unruhig rutschte er auf dem Stein hin und her. Er wollte unbedingt mehr über sein Drachenei erfahren. Woher war es gekommen? Wer waren seine Eltern? Hatten sie auch hier am See gelebt? Doch Flupps zuckte nur mit seinen Schultern.
Tankino war mittlerweile sieben Jahre alt. Seit er denken konnte, lebte er am Tankumsee und Flupps war sein bester Freund. Versteckt auf einer Landzunge mit einem großen Turm saßen die beiden Freunde in der Abendsonne.
Hinter den großen Felssteinen, die als Befestigung des Seeufers dienten, befand sich Tankinos Höhle. Gut versteckt, damit kein Zweibeiner sie finden konnte.
„Vor den Zweibeinern musst du dich in Acht nehmen!“, predigte Flupps jeden Tag. „Zweibeiner mögen keine Drachen!“
Tankino kannte fast alle Tiere am See: die Enten, die Vögel und auch die Fische im Wasser. Der kleine Drache liebte es, mit den anderen Tieren zu spielen, und er liebte den See. Hier konnte er fliegen, schwimmen und tauchen. Am liebsten aber lag er im Gras und ließ sich die Sonne auf den rot-gelb gepunkteten Drachenbauch scheinen. Außerdem hatte Tankino silbrig-grüne Schuppen, rote Stacheln auf dem Rücken und große Augen.
Wenn Tankino über den See flog, wechselte seine Farbe zu einem weißgrauen Schimmern. Deshalb dachten die Menschen manchmal, eine Möwe wäre über sie hinweggeflogen. Nur wer genau hinsah, konnte erkennen, dass er keinen Schnabel hatte, sondern ein Drachenmaul, und statt Vogelbeine langgestreckte Drachenfüße.
„In so einem Raumschiff bin ich gekommen?“, flüsterte Tankino nachdenklich. Eigentlich war Tankino ein sehr lustiger Drache. Manchmal jedoch war er sehr traurig, denn er wusste nicht, wie sein Ei an den Tankumsee gekommen war.
„Genau … und plötzlich war es weg! Plupp, einfach so …“, antwortete Flupps.
Flupps hatte Tankino die Geschichte seiner Ankunft am See schon hunderte Male erzählt. Immer wieder wollte Tankino sie hören. Aber er hatte sich nie vorstellen können, was Flupps mit „Raumschiff“ gemeint hatte. Heute hatte er zum ersten Mal eins gesehen.
„Geplatzt!“, stellte der kleine Drache fest.
„Nee, nee, weg!“, verbesserte ihn Flupps.
Tankino flog von dem Stein am Seeufer zu der Stelle, an der eben das eierlose Raumschiff geplatzt war. Lauter kleine Bläschen hingen an den Grashalmen. Mit der Kralle seines Vorderfußes berührte er eines der rosaschimmernden Bläschen. Plupp, machte es, und das Bläschen war verschwunden.
„Hast du dich auch nicht geirrt?“, fragte Tankino, als er wieder bei Flupps in der untergehenden Abendsonne saß.
„Nee, nee“, sagte der Frosch, „es war genau wie heute. Das Raumschiff kam, und als es weg war, lag da ein riesengroßes Ei.“
„Dann muss ich unbedingt nach diesen Raumschiffen suchen!“, flüsterte Tankino.
So eine glitzernde Blase hatte sein Drachenei an den See gebracht. Woher kam sie? Und wieso konnte sie Eier legen?
Gleich morgen wollte er mit seiner Suche beginnen.
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Tankino – der Drache vom Tankumsee
ist ein Kinderbuch-Projekt der Autorin Telse Maria Kähler
Die Geschichte des Wildschweins Emely und ihren Freunden auf dem Tierhof in Bokelberge.